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Das Verständnis des Begriffs des Schubs ist für das Verstehen der Erkrankung an Multipler Sklerose grundlegend. Vor allem in den ersten 10 - 15 Jahren macht sich eine Multiple Sklerose-Erkrankung üblicherweise durch sogenannte Schübe bemerkbar. Das bedeutet, Phasen mit Beschwerden wechseln sich mit beschwerdefreien oder zumindest beschwerdeärmeren Phasen ab. Die Dauer eines Schubs kann mehrere Tage oder sogar Wochen betragen. Je nachdem, ob sich die aufgetretenen Symptome anschließend vollständig oder nur unvollständig zurückbilden, spricht man von einer kompletten oder inkompletten Remission.

Um zwei Schübe voneinander abzugrenzen, müssen mindestens 30 Tage dazwischen liegen, bei milderem Krankheitsverlauf kann es Jahre dauern, bis ein neuer Schub auftritt. Eines der wichtigsten Ziele der Behandlung besteht daher darin, das Auftreten der Schübe hinauszuzögern und abzumildern. Außerdem ist es wichtig, ebenfalls die Symptome der MS zu behandeln und den Einsatz von Medikamenten in ein ganzheitliches Konzept einzubinden.

Ein Schub wird durch mindestens einen akuten Entzündungsherd im Zentralen Nervensystem (ZNS) oder im Rückenmark verursacht. An der Entzündungsstelle greift das körpereigene Immunsystem fälschlicherweise die isolierenden Nervenhüllen - die sogenannte Myelinschicht - an. Eine verletzte Myelinschicht hat verlangsamte oder unterbrochene Nervenimpulse zur Folge und je nachdem, wo eine Entzündung auftritt, sind die daraufhin entstehenden Symptome verschieden. Während eines Schubs können neue Symptome auftreten oder die bereits bekannten wieder aufleben, die Symptome setzen plötzlich und oft ohne erkennbare Ursache ein.

Ein akuter Schub muss mindestens 24 Stunden dauern, um medizinisch als solcher anerkannt zu werden. Typische Symptome sind Sensibilitätsstörungen wie brennende oder kribbelnde Gefühle in Armen und Beinen, motorische Schwierigkeiten im Bereich von Bewegungsfähigkeit oder Koordination, Spastiken, Inkontinenz, also Probleme der Blasen- oder Darmfunktion, aber auch Seh- oder Sprechstörungen sowie das Fatigue-Syndrom mit körperlichen und/oder geistigen Erschöpfungszuständen.

Der erste Schub wird als klinisch isoliertes Syndrom (CIS) bezeichnet. Es ist die erste Auffälligkeit einer entzündlichen demyelinisierenden Erkrankung des zentralen Nervensystems. Mit Abklingen der Symptome ist auch der Schub beendet. Eine Diagnose existiert zu diesem Zeitpunkt normalerweise  noch nicht. Das klinisch isolierte Syndrom kann in eine MS übergehen, dann folgen dem ersten Schub weitere. Der nächste Schub muss nicht dieselben Symptome zeigen wie der vorherige, denn die MS-Herde verursachen unterschiedliche Symptome - je nachdem, wo sie sich befinden.

Da sich MS-Herde nur langsam entwickeln, ist auch der Schub ein langsamer Prozess. Die Symptome brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Das bedeutet, dass die Krankheit schon eine Weile besteht, ehe sie sich bemerkbar macht. Eine Behandlung kann frühestens einsetzen, wenn der erste Schub Symptome zeigt und auch als solcher erkannt wird. Da viele Symptome auch ohne MS-Erkrankung auftreten, ist die Diagnosestellung nicht immer einfach.

Es ist wissenschaftlich nicht geklärt, was einen akuten Schub verursacht. Eine ganze Reihe von sogenannten Triggerfaktoren wird dafür verantwortlich gemacht und viele Betroffene sind davon überzeugt, zumindest einige der für ihre Schübe verantwortlichen Faktoren gefunden zu haben. Bekannte Auslöser sind Stress, Ernährung, Virenerkrankungen und größere Operationen. Während einer Schwangerschaft ist das Schubrisiko niedriger, aber direkt nach einer Entbindung ist es erhöht.

Eine Verschlechterung des Krankheitszustands muss nicht immer ein akuter Schub sein. Es gibt auch sogenannte Pseudoschübe, die aber im Gegensatz zum echten Schub nicht durch einen akuten Entzündungsherd im ZNS, also eine neue Krankheitsaktivität, ausgelöst werden, sondern beispielsweise durch einen Infekt oder körperliche oder psychische Belastungen. Dabei handelt es sich um kurzzeitige Verschlechterungen, wie etwa spontan auftretende Sehstörungen, die innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden.

Das Uhthoff-Phänomen bezeichnet Pseudoschübe, die durch eine erhöhte Körpertemperatur verursacht werden. Dies kann zum Beispiel bei erhöhten Temperaturen im Sommer passieren, aber auch bei Sport oder Fieber oder in der Badewanne. Geht man dann in den Schatten oder wird der Körper kalt abgeduscht, verschwinden die Symptome wieder.

Gesundheitliche Hinweise

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