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Allgemeines

Neben unserer Forschungsarbeit greifen wir hier aktuelle und verschiedene MS-relevante Themen auf.

Wir möchten möglichst verständlich allgemeine Informationen zur Entstehung, Diagnose und dem Verlauf der Krankheit geben. Auch über unterschiedliche Behandlungsansätze möchten wir informieren.

Ein weiterer großer Themenbereich sind Informationen über Nahrungsmittel sowie Nahrungsergänzungsmittel. Vielleicht erhält der Eine oder die Andere dadurch Anregungen, einmal etwas auszuprobieren. Da die Multiple Sklerose eine individuell ausgeprägte Krankheit ist, versuchen wir, möglichst breit zu informieren. Unser Ziel ist nicht, Empfehlungen zu geben, sondern allgemeine Informationen.

Selbstverständlich würden wir uns über Rückmeldungen freuen.


Corona-Impfung

Das Thema Corona-Impfung hat für an MS Erkrankte vor allem zwei wichtige Aspekte:

1. Virusinfektionen können Schübe auslösen.

2. Es gibt keine Daten dazu, wie die MS auf die Impfung reagiert.

Menschen, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, gehören deswegen nicht automatisch zu einer Risikogruppe, sondern werden ebenso wie andere Personen nach Alter, Begleiterkrankungen, Beruf usw. beurteilt. Wer geimpft werden soll, muss unbedingt deutlich darauf hinweisen, welche Medikamente genommen werden oder bis vor Kurzem genommen wurden.

Nach einer Kortisonstoßtherapie sollte generell frühestens nach zwei Wochen geimpft werden.

Der im Moment (Ende 2020) zugelassene Corona-Impfstoff auf Basis der mRNA Technologie ist ein Totimpfstoff. Bei Impfungen mit Totimpfstoffen besteht bisher kein erhöhtes Schubrisiko, deshalb kann davon ausgegangen werden, dass auch bei der Corona-Impfung kein oder nur ein sehr geringes Schubrisiko besteht. Es sind keine anderen oder schwereren Nebenwirkungen zu erwarten als bei Personen ohne MS Therapie.

Die Einnahme immunsuppressiver Medikamente kann den Impferfolg beeinflussen. Im Moment wird aufgrund der Erfahrungen mit anderen Impfungen davon ausgegangen, dass die Corona-Impfung bei der Gabe von Interferonen, Copaxone®, Tecfidera® und Aubagio®, vermutlich auch unter Tysabri®, einen ausreichenden Impfschutz bietet. Unter Gilenya® und Mayzent® kann die Impfantwort abgeschwächt sein. Der Impferfolg sollte kontrolliert werden.

Sobald Impfstoffe zugelassen werden, die auf dem Prinzip einer Lebend- oder Virusvektorimpfung basieren, sind Impfungen mit diesen Stoffen bei immunsuppressiver Therapie kontraindiziert.

 


 

Neustart der Seite

Erstellt am: 25.07.2020

Unsere Webseiten wurden neu erstellt, um auch besser über das Thema Multiple Sklerose zu informieren.

 


 

Multiple Sklerose und das Corona-Virus (Covid-19)

Erstellt am: 13.05.2020

Solange die Multiple Sklerose nicht mit Medikamenten behandelt wird, die das Immunsystem unterdrücken, ist das Risiko, an Corona zu erkranken, nicht höher als bei gesunden Personen. Da der Coronavirus die Lunge angreift, sind allgemein bettlägrige oder im Rollstuhl sitzende Personen prädestiniert, einen schwereren Krankheitsverlauf zu haben. Dies liegt daran, dass bei dieser Personengruppe die Lunge schlechter belüftet wird und das Risiko, an Atemwegsinfektionen zu erkranken, daher allgemein erhöht ist. Ein schwerer Verlauf der Coronainfektion ist allgemein für ältere Menschen mit chronischen Vorerkrankungen der Lunge oder des Herz-Kreislauf-Systems zu erwarten. Für MS-Erkrankte gelten dieselben Begleiterkrankungen als erhöhtes Risiko für einen ungünstigen Corona-Verlauf, wie sie auch für die Normalbevölkerung gelten.

Virenerkrankungen wie zum Beispiel die echte Virusgrippe sind im Verdacht, Krankheitsschübe auslösen zu können. Ob auch nach einer Corona-Viruserkrankung das Schubrisiko erhöht ist, muss erst noch geklärt werden. Sicherlich hängt das Risiko davon ab, ob eine wirksame Immuntherapie der MS erfolgt. Allerdings könnte das Beenden einer Immuntherapie aufgrund einer Covid-19-Erkrankung ebenfalls ein erhöhtes Schubrisiko zur Folge haben (Rebound-Effekt). Da es wohl noch eine Weile dauern wird, bis eine zuverlässige Impfung gegen Covid-19 zur Verfügung steht, sollte unbedingt mit dem behandelnden Arzt Rücksprache gehalten werden, wie die MS-Behandlung am besten weitergeführt werden kann.

Die Cortisonschubtherapie, das sind Cortisongaben gegen die Infektionsherde bei akuten Schüben, kann das Risiko einer Coronainfektion für eine begrenzte Zeit erhöhen. Auch hier gilt es abzuwägen, welches das kleinere Übel ist. Eine Entscheidung sollte immer zusammen mit dem Arzt / der Ärztin des Vertrauens durchgeführt werden. Cortisontherapien in regelmäßigen Intervallen, also unabhängig von einem akuten Schub, werden zur Zeit nicht empfohlen. Nach einer Cortisontherapie können sich MS-Erkrankte am besten schützen, indem sie erst einmal zu Hause bleiben, um der Ansteckungsgefahr duch den Coronavirus zu entgehen. Gegebenenfalls sollten sie sich krank schreiben lassen.

Ein Ende der Corona-Pandemie ist im Moment nicht zu erwarten. Jeder von Multiple Sklerose Betroffene muss am besten zusammen mit seinem Behandler für sich abwägen und entscheiden, welche Therapie für seinen speziellen Krankheitsfall jetzt am geeignetsten sein könnte. Ist es besser, das Immunsystem und damit die MS-spezifischen Symptome zu unterdrücken oder werden zum Beispiel leichte Symptome in Kauf genommen und die allgemeine Immunabwehr gestärkt, um dem Corona-Virus besser entgegen treten zu können?

MS-Erkrankte sollten jedenfalls ganz besonders auf Arbeitsschutzmaßnahmen bezüglich der aktuellen Coronavirus-Pandemie achten und diese beim Arbeitgeber auch durchsetzen. Dies gilt besonders für MS-Erkrankte während einer immunsuppressiven Therapie. Regelmäßiges Händewaschen mit Seife, Abstand halten (social distancing) und Tragen einer Alltagsmaske sind der beste Schutz vor einer Ansteckung - ob mit oder ohne Multiple Sklerose.

Dieser Text wurde sorgfältig zusammengestellt und beruht auf Informationen, die Mitte Mai 2020 allgemein zugänglich waren. Die Zusammenfassung ersetzt auf keinen Fall die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin.

 


 

DMSG Beurteilungen des Corona-Risikos

Stand: 11.05.2020

Auf der Webseite des Bundesverbandes der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft www.DMSG.de finden sich folgende Beurteilungen gängiger verlaufsmodifizierender MS-Therapien in Bezug auf ein erhöhtes Corona-Risiko.

  • Natalizumab/Tysabri
    Die Behandlung kann – nach bisherigen Einschätzungen – uneingeschränkt weiter fortgeführt werden, da kein erhöhtes Risiko für Atemwegsinfektionen besteht.
  • Dimethylfumarat/Tecfidera
    Bei normalen Lymphocytenzahlen kann davon ausgegangen werden, dass das Infektionsrisiko nicht erhöht ist.
  • Teriflunomide/Aubagio
    Bei den Dosierungen in der MS-Therapie ist ein erhöhtes Infektionsrisiko nicht anzunehmen.
  • Modulatoren Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptoren (Fingolimod/Gilenya und Siponimod/Mayzent)
    Unter diesen Therapien besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, insbesondere von Atemwegserkrankungen. MS-Erkrankte, die auf diese Therapien eingestellt sind, sollten sie trotzdem fortführen, da bei Absetzen das Risiko einer Krankheitsaktivierung besteht. Auch therapeutische Neueinstellungen sollten nun in Anbetracht der Dauer der Corona-Pandemie und der Behandlungsnotwendigkeit der MS nicht weiter hinausgeschoben werden.
    • Dieser Hinweis ist auch auf den Wirkstoff Ozanimod anzuwenden. Ozanimod befindet sich in der finalen Phase für eine europäische Zulassung und könnte somit nach Fingolimod und Siponimod der dritte S1P-Rezeptor-Modulator zur Behandlung der MS werden.
  • Sogenannte depletierende Immuntherapien (Ocrelizumab/Ocrevus, off-label Rituximab/Mabthera, Cladribin/Mavenclad, Alemtuzumab/Lemtrada, Mitoxantron)
    Diese Therapien erhöhen das Infektionsrisiko insbesondere unmittelbar nach der Infusionsbehandlung. Da es sich bei Ocrelizumab und Rituximab um Intervalltherapien handelt, ist auch eine Verlängerung des Intervalls individuell zu diskutieren, ohne dass die Gefahr einer Aktivierung der MS besteht.
    • Die therapeutische Wirkung von Cladribin beruht auf einer erwünschten Verminderung der weißen Blutzellen. Dieser Effekt ist unmittelbar nach der jährlichen Gabe (jeweils zwei Behandlungswochen im Abstand von vier Wochen) in Jahr 1 und Jahr 2 am stärksten und geht auch mit einem erhöhten Infektionsrisiko einher. Die Effekte auf die weißen Blutkörperchen halten individuell unterschiedlich lange an, damit ist auch das Infektionsrisiko von MS-Erkrankten mit einer Cladribin-Therapie individuell einzuschätzen. MS-Erkrankte, bei denen der zweite Therapie-Zyklus nach einem Jahr ansteht, sollten Vorkehrungen treffen, um die Infektionsgefahr herabzusetzen. Das Infektionsrisiko ist in den ersten vier Wochen nach der letzten Gabe am höchsten. Besondere hygienische Maßnahmen, auch bezüglich der Außenkontakte, sollten ohnehin eingehalten werden.
    • Dies gilt in ähnlicher Weise auch für Alemtuzumab. Auch bei dieser Immuntherapie kommt es bei der jährlichen Gabe (in der Regel Jahr 1 und Jahr 2) zu einer langanhaltenden erwünschten Veränderung der weißen Blutzellen, wodurch ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Auch hier ist eine Wiederholung der Therapie sorgfältig zu prüfen. Neueinstellungen sind zum jetzigen Zeitpunkt unter Berücksichtigung der Zulassungsänderung nur bei hochaktiver MS und dem Fehlen anderer therapeutischer Möglichkeiten zu erwägen.

Für MS-Erkrankte, die aufgrund ihres beruflichen und sozialen Umfeldes ein erhöhtes Risiko haben, mit Covid-19-Infizierten in Kontakt zu kommen, könnte das Vorliegen eines zeitnahen Abstrichs auf SARS-CV-2 am Tage der geplanten Intervall-Therapie sinnvoll sein. Aktuell besteht eine bundesweit ausreichende Verfügbarkeit der Testverfahren.