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Hafer ist ein glutenarmes Getreide, eine Nutzpflanze, die seit Jahrtausenden als Futter-, Heil- und Nahrungsmittel genutzt wird und in Mittel- und Nordeuropa bis zur Einführung der Kartoffel jahrhundertelang als Grundnahrungsmittel gedient hat. Die Körner sind nicht nur kohlenhydrat- und eiweißreich, sondern enthalten auch viele Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und Antioxidantien. Vor allem in Form von Haferflocken fürs Müsli, Haferschleim bei Magenbeschwerden oder Porridge ist Hafer bekannt. Weitere Produkte sind Hafermehl sowie Hafermilch als veganer und laktosefreier Kuhmilchersatz, der als "Hafergetränk" oder "Haferdrink" gehandelt wird. Es gibt aber auch Hafertee aus grünem Hafer und Heilbäder auf Haferstrohbasis.

In der Naturmedizin wird Hafer sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet, die Wirkung ist appetitanregend, beruhigend, entzündungshemmend, cholesterinsenkend, harntreibend und reizmildernd. Deshalb wird Hafer gern bei den folgenden Problemen eingesetzt: Durchfall und Magenbeschwerden, Ekzeme und Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Akne, Nieren- und Blasenschwäche, Rheuma, Gicht, Gliederschmerzen, Schlafstörungen, Erschöpfung, Halsschmerzen, Ischias, Lebererkrankungen, sowie vorbeugend gegen Arteriosklerose und Diabetes mellitus Typ 2.

Wegen des großen Spektrums an medizinischen Einsatzmöglichkeiten wurde der Hafer zur Arzneipflanze des Jahres 2017 gewählt. Hafer enthält Kohlenhydrate in Form von Stärke, lösliche Polysaccharide, relativ viel Eiweiß, ungesättigte Fettsäuren, Steroide, Flavonoide, Kieselsäure, Ballaststoffe, Vitamin B1, B2, B6, B7 und E, Eisen, Zink, Magnesium, Kupfer, Mangan, Phosphor und Fluor. Der Gehalt an Polyphenolen, sekundären Pflanzenstoffen, ist mit dem in Obst und Gemüse vergleichbar, die Avenanthramide, Antioxidantien, haben eine entzündungshemmende Wirkung.

Mit 11 Milligramm Silicium pro 100 Gramm Haferflocken sind diese eine der besten pflanzlichen Siliciumquellen. Silicium fördert die Gesundheit des Bindegewebes, hält die Haut straff und elastisch und ist für Haare und Nägel ebenso wichtig wie für Knochen- und Knorpelgewebe. Bei Osteoporose oder Arthrose sollte daher immer auch die Siliciumversorgung optimiert werden. Vermutlich hilft Silicium auch bei Gedächtnisstörungen.

Hafer enthält mindestens doppelt so viel Eisen wie Fleisch. Mit Vitamin C kombiniert, wie zum Beispiel in Müsli mit Obst, wird Eisen aus Hafer annähernd so gut verwertet wie aus Fleisch. Hafer liefert auch relativ viel Magnesium und Eiweiß, ist leicht verdaulich und wird als energiereiche Nahrung für Kinder und Sportler geschätzt. Als Teil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ist Hafer auch bei Multipler Sklerose in kleineren Mengen durchaus geeignet.

Damit die im Hafer enthaltene Phytinsäure nicht Eisen, Zink, Calcium und Magnesium bindet, sollte er mindestens 30 Minuten eingeweicht werden. Daher kommen auch die Overnight Oats - über Nacht eingeweichter Hafer, der dann zum Frühstück bereit steht.

Die Schleimstoffe in Haferschleim quellen mit Wasser auf, binden die Magensäure und legen sich über empfindliche Schleimhäute. Dies hilft bei Magen-Darm-Beschwerden, Reizmagen, Magenschleimhautentzündung und Colitis ulcerosa, aber auch bei Strahlen- oder Chemotherapie und bei Sodbrennen.

Aufgrund der langkettigen komplexen Struktur der Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel nur langsam erhöhen, ist Hafer besonders sättigend und auch für Diabetiker geeignet. Mit sogenannten Hafertagen, an denen die Ernährung hauptsächlich aus Hafer besteht, können insulinpflichtige Diabetiker ihren Insulinbedarf bedeutend senken, denn Hafer hält den Blutzuckerspiegel konstant und auf einem niedrigen Niveau, die Wirkung eines Hafertags kann zwei bis drei Wochen lang anhalten.

Hafertage werden auch bei einer nicht-alkoholisch bedingten Fettleber empfohlen, um die Leber zu regenerieren und den Fettstoffwechsel anzukurbeln. Die nicht-alkoholische Fettleber ist inzwischen eine der häufigsten chronischen Lebererkrankungen, 15 - 30 % der Bevölkerung in Deutschland sind davon betroffen

Mit 10 % Ballaststoffen gehört Hafer zu den ballaststoffreichen Lebensmitteln, Haferkleie, die Randschicht des Hafers ohne den Mehlkörper, ist besonders ballaststoffreich. Hafer quillt im Darm auf und fördert dadurch die Darmbewegung, dies hilft bei Verstopfung und verkürzt die Verweildauer der Nahrung im Dickdarm. Regelmäßiger Hafergenuss fördert die Darmgesundheit, denn besonders die Beta-Glucane, lösliche Ballaststoffe, ernähren die nützlichen Darmbakterien. Dieser prebiotische Effekt der Ballaststoffe des Hafers auf die Darmflora bedeutet, dass die probiotischen, also nützlichen, Darmbakterien unterstützt werden und dadurch eine gesunde Darmflora erhalten oder wiederhergestellt werden kann. Und ein gesunder Darm ist die Voraussetzung für ein gut funktionierendes Immunsystem.

Im Dickdarm werden die Beta-Glucane von den Darmbakterien in kurzkettige Fettsäuren wie Acetat, Butyrat und Propionat umgewandelt, die dann den Zellen der Darmschleimhaut als Ernährung dienen. Gleichzeitig sinkt der ph-Wert des Dickdarms und eine eher saure Umgebung ist Krankheitskeimen nicht zuträglich. Beta-Glucane binden aber auch Gallensäure, dadurch wird vermehrt das in dieser enthaltene Cholesterin ausgeschieden und so tragen sie zur Senkung des Cholesterinspiegels bei und schützen so vor koronaren Herzerkrankungen. Sie unterstützen auch entzündungshemmende Immunzellen, die neutrophilen Granulozyten.

Zusätzlich unterstützen Beta-Glucane die Regulierung des Blutzuckerspiegels, wodurch weniger Insulin benötigt wird, um diesen konstant zu halten. Die sogenannten Saponine, sekundäre Pflanzenstoffe, helfen, den Blutzuckerspiegel bei vorhandener Hyperglykämie, also zu hohem Blutzucker, zu senken und die Insulinsekretion zu erhöhen.

Obwohl Hafer ein glutenarmes Getreide ist, sollte er bei Glutenunverträglichkeit nicht gegessen werden, für Zöliakier ist er als Lebensmittel oft ungeeignet. Betroffene müssen mit Blähungen, Durchfällen, Magenkrämpfen, Übelkeit und Erbrechen rechnen, wenn sie trotzdem Haferprodukte essen.

Gesundheitliche Hinweise

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