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Neandertaler-Gene

Die Neandertaler lebten nachweislich über 300.000 Jahre lang in Europa und sind vor rund 40.000 Jahren verschwunden. Obwohl nicht viel mehr als 100.000 Neandertaler in Europa gelebt haben sollen, hat doch ein Teil ihrer Gene überlebt, indem sie an den Homo sapiens weitergegeben wurden. Der moderne Mensch ist vor vermutlich 50.000 bis 80.000 Jahren aus dem afrikanischen Kontinent über Asien nach Europa eingewandert, hat sich dort verbreitet und lebte also viele Jahrtausende zusammen mit dem Neandertaler.

Der moderne eurasische Mensch besitzt immer noch ungefähr 1 bis 4 Prozent Gene, die vom Neandertaler abstammen. Insgesamt existiert noch fast die Hälfte der Neandertalergene in verschiedenen Menschen. Dies betrifft vor allem diejenigen Gene, die einen klaren evolutionären Vorteil bedeuten und die sich daher im Homo sapiens durchgesetzt haben. In Afrika, woher der moderne Mensch ursprünglich stammt, lassen sich diese Gene heute kaum finden.

So besitzt zum Beispiel ungefähr ein Drittel der Frauen in Europa eine Genvariante des Neandertalers, die erhöhte Fruchtbarkeit, weniger Blutungen zu Beginn der Schwangerschaft, weniger Fehlgeburten und dadurch mehr Kinder hervorruft. Wir haben auch Neandertaler-DNA geerbt, die bei der Gehirnentwicklung sowie der Bildung von Nervenzellen und der Myelinschicht  beteiligt ist. Eine weitere Genvariante betrifft die relativ niedrige Schmerzschwelle, die die Neandertaler an einen Teil der heutigen Bevölkerung weitergegeben haben.

Auch ein Einfluss der Neandertaler-DNA auf das Immunsystem, das sich in Europa und Asien mit anderen Krankheitserregern auseinandersetzen musste als in Afrika, läßt sich nachweisen. Ein entsprechend angepasstes Immunsystem war deutlich von Vorteil, einige das Immunsystem betreffende Gensequenzen finden sich daher zwar sehr häufig bei Europäern, andere Gene bei Asiaten, aber nur sehr selten bei Afrikanern.

Die Neandertalergene schützen uns vor allem vor Krankheiten wie Influenza, HIV und Hepatitis, die von den sogenannten RNA-Viren verursacht werden, aber auch vor Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Primär biliärer Zirrhose, den Autoimmunkrankheiten Lupus erythematodes und Morbus Crohn.

Allerdings erhöht eine Genvariante das Risiko für schwere Verläufe von Covid-19. Diese Variante ist weltweit sehr unterschiedlich verbreitet, sie tritt in Südasien ungefähr bei der Hälfte der Bevölkerung auf, in Europa bei rund 16 Prozent, in Afrika und Ostasien kommt sie dagegen so gut wie gar nicht vor.

Eine Ernährungstheorie geht davon aus, dass sich unsere Ernährung aufgrund der Gene, die wir vom Neandertaler geerbt haben, auch an dessen Ernährungsgewohnheiten orientieren sollte. Unsere Vorfahren ernährten sich vor allem von Fleisch, außerdem von Gemüse, Samen und Nüssen, wenig Obst oder Fisch. Diese für Menschen artgerechte Ernährungsweise ist unter dem Namen Paleo- oder Steinzeitdiät bekannt geworden und beinhaltet vor allem Fleisch und Fisch, Gemüse und Obst, Samen und Nüsse, jedenfalls viel Eiweiß und wenig Kohlenhydrate. Damit handelt es sich um eine ketogene Diät, die fit und schlank machen soll.

Die erst seit circa 10.000 Jahren durch Ackerbau und Viehzucht zur Verfügung stehenden Lebensmittel wie Getreide, Milchprodukte, Zucker und Hülsenfrüchte sind nicht erlaubt, da sich der Mensch genetisch noch nicht an diese Lebensmittel anpassen konnte. Sie würden dem Körper schaden und seien die Ursache für Übergewicht und Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf- sowie Autoimmunerkrankungen und Krebs. Um diese Krankheiten zu vermeiden, sollten möglichst natürliche, unverarbeitete Lebensmittel gegessen werden, wie sie vor zehntausenden von Jahren durch Jagd und Sammeln vorhanden waren.

Die Gegner dieses Trends befürchten Nährstoffmängel und sehen es als schwierig an, die Diät langfristig durchzuhalten. Sie führen auch an, dass unser heutiges Obst und Gemüse genetisch nicht mehr demjenigen von vor zig-tausenden von Jahren entspricht. Dafür lässt sich nachweisen, dass Getreide bereits sehr lange zur menschlichen Ernährung gehört. Ökologisch und ethisch betrachtet sei es nicht empfehlenswert, den Fleischkonsum generell zu erhöhen und auch gesundheitliche Aspekte sprächen dagegen.

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