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Sonnenmangel

In Deutschland leben wir in einem relativ hohen Breitengrad und im Winter erreicht uns daher relativ wenig Sonnenbestrahlung. Man kann durchaus von Sonnenmangel während mehrerer Monate sprechen, die sogenannte Winterdepression ist eine Folge des Lichtmangels. Aber auch der Vitamin D-Spiegel sinkt bedenklich während dieser Zeit und ein großer Teil der Bevölkerung leidet altersunabhängig an Vitamin D-Mangel. Besonders gravierend wird dieser bei bereits älteren Personen, die zum einen Vitamin D schlechter aufnehmen, andererseits aber vermehrt benötigen.

Vitamin D wird im Körper produziert, wenn genug UVB-Strahlung der Sonne die Haut erreicht, es wird aber auch aus der Nahrung aufgenommen. Allerdings ist die Aufnahme von Vitamin D aus pflanzlichen oder tierischen Produkten normalerweise nicht ausreichend. Vitamin D findet sich vor allem in fettreichen Fischen und Innereien, deshalb nehmen Vegetarier und Veganer besonders wenig Vitamin D über die Nahrung auf.

Eigentlich ist Vitamin D gar kein Vitamin, weil es im Körper produziert werden kann. In fast allen Körperzellen gibt es Rezeptoren für Vitamin D, es ist essentiell notwendig für den Knochenstoffwechsel, weil ohne ausreichend Vitamin D kein Calcium eingelagert werden kann. Auch für das Funktionieren der Organe und des Immunsystems und für weitere zahlreiche Stoffwechselprozesse wird es benötigt, es kann aber auch entzündliche Immunreaktionen unterdrücken. Dadurch ist das sogenannte Sonnenhormon an der Entstehung und dem Fortschreiten nahezu aller chronischen Krankheiten beteiligt und wird auch als ein wichtiger Faktor bei der Entstehung der Multiplen Sklerose angesehen.

Die meisten Menschen, die an MS erkrankt sind, haben einen nachweisbaren Vitamin D-Mangel. Babys, die nach den lichtarmen Monaten geboren werden, können schon als Fötus unter Vitamin D-Mangel leiden und so ist das Risiko, als Erwachsene an MS zu erkranken, für Maigeborene besonders hoch. Es wird vermutet, dass sich aufgrund des Mangels das Immunsystem nicht optimal entwickeln kann.

Die UV-Strahlung der Sonne kann indirekt regulatorisch wirkende T-Zellen stimulieren und durch die Unterdrückung der Melatoninproduktion die T-Zellenaktivität modulieren. Die Produktion von Urocaninsäure mit ihren photoprotektiven und schützend immunmodulierenden Eigenschaften hängt ebenfalls davon ab, dass genug UV-Strahlung die Haut erreicht. Urocaninsäure hat außerdem einen direkten Einfluss auf die Bildung von T-Zellen.

Aber auch weitere Stoffwechselprozesse benötigen ausreichend Sonnenlicht, zum Beispiel die Bildung von Serotonin, das auch als Glückshormon bezeichnet wird. Serotonin wirkt Depressionen entgegen und stimuliert auch die Bildung neuer Nervenzellen im Gehirn. Auch der Schlaf-Wach-Rhythmus wird durch Sonnenlicht gesteuert. Wird es dunkel, steigt die Melatoninproduktion und wir werden müde, scheint uns die Sonne ins Gesicht, beginnt die Serotoninproduktion und wir werden munter. Selbst starkes künstliches Licht kann diesen Effekt hervorrufen.

MS-Kranke haben oft das Problem, dass sie direkte Sonneneinstrahlung nicht vertragen, weil ihr Körper auf die dadurch erzeugte Wärme mit einem Pseudoschub reagiert. Das Risiko, unter Sonnenmangel zu leiden, wird also verschärft. Auch die heute üblichen Arbeitsplätze in Büro, Fabrik oder Verkauf tragen nicht gerade dazu bei, einen Mangel zu beheben. Vor und nach der Arbeit sitzen wir im Auto oder in Bus und Bahn, nur noch wenige Leute verbringen jeden Tag mehrere Stunden draußen, ganz besonders im Winter. Dabei hängen gerade die bei MS häufig auftretenden Depressionen vom Sonnenmangel ab.

Es geht also nicht nur darum, den besonders bekannten Vitamin D-Mangel durch andere Essgewohnheiten oder zusätzliche Einnahme von Vitamin D-Präparaten auszugleichen, sondern dem Sonnenlichtmangel aktiv zu begegnen.

Gesundheitliche Hinweise

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